Die Kräuterspirale

Eine Kräuterspirale bringt nicht nur Abwechslung in den Garten, sie schafft auf engstem Raum unterschiedliche Milieubedingungen für eine Vielzahl von Kräutern und sieht darüber hinaus noch – richtig angelegt und bepflanzt – harmonisch und natürlich aus. Auf der Spitze und rund um die Wärme speichernden Steine wachsen vor allem mediterrane Kräuter, während am Ausgangspunkt der Spirale ein kleiner Teich für ein kühles, feuchtes Plätzchen für Minze, Brunnenkresse und Kalmus sorgt und sich auf der Nordseite der Kräuterspirale Schatten liebende Pflanzen ihr Optimum finden.

Auch unterschiedliche Bodenverhältnisse lassen sich so in dichter Folge schaffen. Das Spektrum reicht von einem sand- und kalkreichen, gut wasserdurchlässigen Boden auf dem Gipfel der Spirale über einen humusreichen, lockeren Gartenboden im mittleren Bereich bis zu feuchtem, leicht saurem Milieu am Teich.

Das Grundprinzip

Das Grundprinzip der Kräuterspirale ist ein Steinhaufen, um den herum sich die einzelnen Pflanzzonen winden- angefangen von einem schweren, wasserspeichernden Boden bis hinauf zu gut durchlässigem, nährstoffarmen Sand auf dem Gipfel.

Hier kann nur eine allgemeine Anleitung zur Planung, Bau und Bepflanzung der Kräuterspirale vorgestellt werden. Gerade solch eine Kräuterspirale bietet viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, die sowohl die unterschiedlichen Ansprüche der Kräuter berücksichtigt, als auch eine optimale Einbindung in das Gesamtkonzept des Gartens ermöglicht.

Erster Schritt

Als ersten Schritt hebt man auf der gesamten Grundfläche der künftigen Kräuterspirale den Rasen und die obere Humusschicht ab – sie wird später wieder zum Verfüllen der Beetabschnitte benötigt.Die gewünschte Schneckenform wird mit Pflöcken und Schnur abgesteckt. Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, ob man eine rechts- oder linksdrehende Spirale wählt. Puristen werden eine linksdrehende Form wählen, da sie für die Pflanzen wegen der Ablenkung durch die Fliehkräfte der Erdrotation, den sogenannten Coriolis-Kräften, die Ablenkung nach links auf der nördlichen Hemisphäre eine, wenn auch geringen Wachstumsvorteil bringen könnte.

Der Teich

Der Teich sollte stets auf der Südseite der Spirale liegen. Der Teich sollte etwa ein Viertel der Gesamtfläche einnehmen und eine Mindesttiefe von 80 bis 90cm haben, damit der Gewässergrund auch im Winter eisfrei bleibt.

Auch den Bedarf an Steinen für die sich nach oben windende Trockenmauer sollte man nicht unterschätzen. Am besten und am natürlichsten wirken unbearbeitete Natursteine. Flache Formen erleichtern das Aufschichten. Die flache Seite kommt nach unten, und die Steine werden im Verbund, also überlappend, verlegt. Die Steinmauer sollte sich dabei etwas zur Spiralmitte hin neigen; das schafft zusätzliche Stabilität.

Man beginnt an den untersten Stelle, also am Teich und schichtet jeweils 2 bis 3 Lagen von Steinen aufeinander und verfüllt dann den entstandenen Hohlraum mit dem Bodensubstrat. Sonst droht das ganze schon vor erreichen der oberen Etage einzustürzen. Der Kern der Anlage besteht aus mit Schutt, Bruchmaterial, welches für die Außenmauer wertlos ist, und wertlosem Unterboden, der aber gut wasserdurchlässig sein muss.

Feuchtzone

In der Feuchtzone am Teich schafft man ein leicht saures Milieu durch Laubkompost und Torf. In die flacheren Abschnitten der äußeren Windung gibt man den humosen Oberboden aus dem Aushub vermischt mit reifer Komposterde. Die obere Etage bis zum Gipfel wird mit Sand vermischt mit kalkhaltigem Boden aufgefüllt.

Mit der Bepflanzung wird am unteren Ende , dem Teich begonnen. Die Wasserfläche schafft eine höhere Luftfeuchtigkeit und sorgt durch die Reflexion der Sonnenstrahlen für eine zusätzliche Erwärmung der Südseite der Kräuterspirale. Direkt in den Flachwasserbereich des Teichs kann man die Wasserminze, den Fieberklee, Kalmus oder Brunnenkresse pflanzen. Zur Zonierung und Bepflanzung des Teich sei auf den Abschnitt Gartenteich richtig bepflanzen verwiesen.

In der an den Teich anschließenden Feuchtzone kann man weitere Minzsorten, den Huflattich und andere Kräuter, die einen mäßig feuchten Boden lieben, Pflanzen.

Die Normalzone

In der sogenannten Normalzone, dem mittleren Abschnitt der Kräuterspirale mit seinem Mutterboden ist das Spektrum an Küchenkräutern, die hier ihr Optimum finden, besonders groß. Dieser Bereich entspricht den mitteleuropäischen Klima- und Bodenverhältnisse mit einem humus- und nährstoffreichen, aber wasserdurchlässigen Boden am ehesten. Hier gedeihen Petersilie und Pimpinelle, Schnittlauch, Sauerampfer, Bohnenkraut, Melisse, Kümmel, Koriander, Estragon, Dill, Eber- und Weinraute, Ringelblumen, um nur einige zu nennen.

Die Trockenzone

Die Trockenzone rund um den Gipfel der Spirale ist das Reich der mediterranen Kräuter. Der Boden ist sandig, nährstoffarm und wasserdurchlässig. Hier fühlen sich Griechischer Salbei, Lavendel, Rosmarin, Thymian und Bergbohnenkraut wohl.

Trennungen

Die einzelnen Bereiche müssen nicht von einander durch Querriegel o.ä. Voneinander getrennt werden. Sind die Übergänge stattdessen fließend, dann werden hier weitere spezielle Wachstumsbedingungen für Pflanzen geschaffen, die in auch in der freien Natur ein breites Band an Lebensräumen besiedeln.

Große Stauden wie Meerrettich, Beifuß, Beinwell und Baldrian sollte man besser außen vor lassen und nicht in die Kräuterspirale pflanzen. Mit ihren riesigen Wurzeln würden sie den Steinhaufen mit der Zeit regelrecht unterwandern und den Aufbau zerstören.

Heilpflanzen und Kräuterspirale

Auch typische Heilpflanzen sollte man nicht ins Kräuterbeet setzen. Sie werden nach dem Muster alter Klostergärten in artenreich in separaten Beete gesetzt. Denn sie brauchen teilweise recht unterschiedliche Pflegemaßnahmen. Ihre unterschiedlichen, medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe könnten sich sonst gegenseitig beeinflussen, eventuell sogar neutralisieren.

Die für die Kräuterspirale geeigneten Arten sind in unserem online-Pflanzenlexikon individuell beschreiben. Dort findet man Angaben zu Pflanzzeiten, Milieuansprüchen und Pflegeaufwand. Im Textbeitrag Kräuter selber ziehen und vermehren sind die verschiedenen Technik zur Anzucht und Vermehrung beschrieben. Was man bei der Ernte, dem Konservieren und Aufbewahren der Kräuter beachten sollte, erfährt man im Abschnitt Küchen- und Heilkräuter richtig ernten, trocknen und aufbewahren.

Kräuterspiralen für Hobbygärtner

Kräuterspiralen sind inzwischen unter Hobbygärtnern soweit verbreitet, dass man gar nicht darauf kommen könnte, wie jung diese bahnbrechende Idee zum optimalen Anbau von Kräutern eigentlich noch ist. Erst vor wenigen Jahrzehnten entwickelte der Australier Bill Mollison die ersten Pläne für eine Kräuterspirale, die auf den Prinzipien der Permakulturen basiert. Bei der Spiralform ließ er sich von den Zeichen und Mustern der Aborigines, die sie in Felswänden und auf Sandböden geritzt haben, inspirieren.

Das Grundkonzept der Kräuterspirale lässt sich in vielfältiger Weise variieren und den Vorstellungen und Ansprüchen des Hobbygärtners anpassen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem integrierten Bachlauf? Mit einer der handelsüblichen Teichpumpen wird das Wasser über ein in die Mitte der Spirale eingelassenes Standrohr auf die obere Etage gepumpt, wo es über ein Bachlauf aus vorgefertigten Bauelementen an der Innenseite der Mauer entlang zum Teich zurückfließt. Das löst das Bewässerungsproblem und schafft ideale Milieubedingungen für Feuchtigkeit liebende Pflanzen. Schon der Anblick und das Geräusch des fließenden Wassers schafft eine harmonische Atmosphäre.

Inzwischen gibt es sogar Kräuterspirale, beziehungsweise das Grundgerüst dazu im Fachhandel in verschiedenen Größen zu kaufen. Geliefert wird ein spiralförmiges ein 3mm starkes Stahlgitter, durch Zink-Aluminium-Beschichtung vor Korrosion geschützt, in das Steine genormter Größe eingefüllt werden. Ob sich allerdings eine derartig in ein Stahlkorsett gezwängte Kräuterspirale harmonisch in ein Gartengesamtkonzept einfügen lässt, muss bezweifelt werden.


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